Verleger

Aus seiner Abneigung gegen Verleger machte Schmidt nie ein Hehl – »ich gebe kein gut Wort für sie« (Sup 2, S. 160) – und zitierte dabei, wie in einem Brief an Hans Wollschäger vom 3. November 1964, gern Cooper:

Die COOPER’sche Erkenntnis »all booksellers are rascals!« (und er meinte Verleger) gehörte mit zum ersten, was auf den (noch fehlenden) Schriftstellerschulen gelehrt werden müßte.
Briefe IV, S. 702

Entsprechende Schimpfreden finden sich im gesamten Werk immer wieder. Schon im frühen ›Gadir‹ (1948) lässt er seinen Ich-Erzähler Pytheas hadern:

wenn ich das Schicksal meines Buches vom Periodos bedenke –. Dem Verleger war’s zu lang; dem zu kühn in seinen philosophischen Folgerungen […]; der hatte grade wenig Papyros; der wollte nur die Stellen vom höchsten Norden als milesisches Märchen für seine Sensationsleser ausziehen […] – da hab’ ich Diagoras noch eine Abschrift für sich machen lassen, ‹Erste und einzige Auflage in zwei Exemplaren›
BA I, 1, S. 63 f.

Am Schluss seiner Verleger-Polemik ›Hegemeister des Geistes‹ aus dem Jahr 1955, die seinerzeit anscheinend niemand drucken wollte, spottet Schmidt:

Widerliche Gesellen sind diese Künstler; immer reden sie von Geld. Wie wohltuend=edel dagegen die Verleger, die stets von Kunst sprechen!

Besonders deutlich wird er in seinen Briefen. So schreibt er an Hans Wollschläger, »daß alle Verleger Ganoven« (30.7.1962; Briefe IV, S. 476) oder »daß ›Verleger‹ nichts als eine, leider einflußreiche, Unter-Abteilung der Klasse der ›Schlechten Leser‹ sind« (9.2.1963; Briefe IV, S. 537) und tröstet den über den Lektor Hans Dieter Müller verärgertern Wollschläger am 16. Juni 1963:

Wenn Sie erst einmal, so wie ich, von den Ganoven werden 15 Jahre hindurch gequält & gefoppt worden sein, dann wird auch Ihre Stimme rauher werden, sobald das Wort ›Verleger‹ fällt!
Briefe IV, S. 573

Kurz: »Hol’ der Henker alle Verleger!« (11.10.60, Briefe IV, S. 287).

Gern zitiert wird auch Schmidts Diktum über die Verleger, die »ihre HummerSuppe aus AutorenSchädeln« löffeln (›Abend mit Goldrand‹, BA IV, 3, S. 94), und zum Anekdotenbestand um Arno Schmidt gehört die Geschichte vom »Verlegerschemel«.

Im August 1964 gab es in Bargfeld ein Treffen der beiden Poe-Übersetzer Schmidt und Wollschläger mit besagtem Lektor Müller. Dabei

stellte Schmidt einen hölzernen Schemel ohne Lehne mit dem Hinweis, dies sei der »Verlegerschemel« in die pralle Mittagssonne, auf dem Müller Platz nehmen mußte.
Briefe IV, S. 749

»Er hat spürbar eine generell schlechte Meinung von den Verlegern« notierte der Karl-May-Verleger Roland Schmid nach seinem Besuch bei Arno Schmidt in Darmstadt im April 1956 (Briefe IV, S. 958). Ja, so kann man es wohl auch sagen.

Zuletzt geändert: 3.4.2021
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