Opel Kapitän

Am 15. Mai 1955 schreibt Wilhelm Michels an Arno Schmidt:

Es wird Zeit, daß wir uns einmal sehen – ich bin ja nicht mit Eutokios der Meinung, daß man Schriftsteller nicht persönlich kennen sollte. Vom 28.5. bis 5.6. habe ich Pfingstferien; da möchte ich mit meiner Frau ein wenig spazieren fahren. Ich plane, bei Ihnen vorbei zu kommen, wenn Sie erstens zu Hause sind und zweitens nicht nach diesem Brief auf nähere Bekanntschaft mit mir dankend verzichten. Wenn ich nichts von Ihnen höre, lege ich mir das so aus, daß Sie erstens positiv und zweitens negativ beantworten.

Trotz Alice Schmidts Absage in einem Brief vom 21. Mai kommen Michels’ am 1./2. Juni nach Kastel, Schmidts damaligem Wohnort. Alice Schmidt beschreibt dieses erste Treffen ausführlich in ihrem Tagebuch, wobei das Auto von Michels’ nicht nur bei ihr einen starken Eindruck hinterlässt:

An der Kirche unten steht sein Wagen: grau, prächtig verglast: ein Opel Kapitän! Der teuerste Opel! Letztes Model: nagelneu zu Pfingsten gekauft. Erste Fahrt damit! Prächtig innen. Stolz fahren wir darin durchs Dorf.
TB 1955, S. 126

Tags drauf, am 2. Juni, ist man erneut im Opel Kapitän unterwegs:

Wollen eine Fahrt machen. Igeler Säule u. vielleicht noch was weiter. Also hinein in den Opel=Kapitän. […] Und nun im prächtigen Opel-Kapitän durch staunende Dorf, durch Saarburg. A. sagte: »bitt hier recht langsam fahren, kaufe hier viel ein, wenn man mich dann in so nem vornehmen Wagen sieht, habe ich mehr Kredit.«
TB 1955, S. 128 f.
Zuletzt geändert: 20.10.2020
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