Kinder
Die Ehe von Arno und Alice Schmidt blieb kinderlos, in seinem Werk tauchen zwar gelegentlich Kinder auf, spielen aber keine große Rolle. Als einzige Romanfigur hat der Ich-Erzähler Heinrich Düring in ›Aus dem Leben eines Fauns‹ Kinder (einen Sohn und eine Tochter), die allerdings beide bereits Jugendliche und Düring fremd sind.
In anderen Texten spricht sich der Ich-Erzählter dezidiert gegen Kinder aus. So heißt es etwa in ›Brand’s Haide‹: »Eltern, die immer noch Kinder in diese Welt setzen, müßten bestraft werden« (BA I, 1, S. 117). In ›Das steinerne Herz‹ wird Kinderlosigkeit als »Ausdruck äußersten Protestes gegen Gottunddiewelt« (BA I, 2, S. 86) bezeichnet, in ›Kaff auch Mare Crisium‹ denkt Karl Richter: »Mit meinem Willn soll kein Mensch in diese deutsche Idiotn=Welt hineingebor’n weerdn!« (BA I, 3, S. 270). Die Zitatreihe ließe sich fast beliebig verlängern.
Am 18. November 1964 schreibt Heinrich Droege einen (bislang ungedruckten) Brief an Arno Schmidt, in dem er ihn fragte, war er gegen Kinder hätte. Schmidt antwortet am 18. Dezember:
Gegen ›Kinder‹ habe ich nur das – zuvor dies noch: kommen eigentlich nicht immerfort welche als schönste ›Staffage‹ (ein schlechtes Wort; ich weiß) vor, die, singend & leuchtend um den Horizont herum ziehen? Denken Sie an die Laternen-Kinder im CALIBAN; an die, doch wirklich nette, Schulkinder-Aufführung in KAFF – daß Sie mir als Hauptpersonen nicht verwendbar erscheinen. Es sind doch schließlich noch ›unfertige Persönlichkeiten‹, bei denen Geist, Ich, auch der Körper unausgebildet ist; überdem ist das Altersgefälle zu groß, als daß ich sie voll begreifen könnte; und überdem bedrängen mich Dutzende von ungewürdigten & unbeschriebenen ›Gehirntieren‹, die Alle nach einer ersten Darstellung förmlich schreien – man muß wissen, was man kann & wo man hingehört.Postauto, S. 225