Milchdrüsen
Freitag, 25. Februar 2022
Am 23. Juli 1959 schickte Hans Wollschläger eine insgeheim von Hansotto Hatzig angefertigte Abschrift von Karl Mays ›Frau Pollmer, eine psychologische Studie‹ an Schmidt, der den Erhalt am 25. Juli in seinem Tagebuch vermerkt. Schmidt hat das Manuskript sofort gelesen – und prompt findet sich eine Zitatspur im Werk.
Am 22. August schrieb Schmidt die Erzählung ›Trommler beim Zaren‹, in der gleich eine versteckte Anspielung auf Mays Abrechnung mit seiner Frau unterbrachte.
In Mays ›Frau Pollmer‹ heißt es auf S. 816:
Sie lernte die Männer verachten und verspotten, die für den Anblick zweier Milchdrüsen auf Gesundheit, Geld und Ehre verzichten.
Entsprechend formuliert der Ich-Erzähler zu Beginn in ›Trommler beim Zaren‹:
[…] dabei bin ich doch wirklich, schon rein äußerlich, nicht mehr in dem Alter, daß man mich im Verdacht haben könnte, der Anblick zweier Milchdrüsen vermöchte mich noch zum Trottel zu machen!BA I, 4, S. 129Auch sonst spukt May in dieser mehr als doppelbödigen, ziemlich vertrackten Geschichte untergründig herum und wird auch explizit genannt:
»Mensch, Du liest noch Karlmay?! Bei dem kommt doch nich een Auto vor! […]«