Tandem

Am 26. Mai 1949 notiert Alice Schmidt in ihrem Tagebuch:

Unser nächster Wunsch sind ja 1000 DM, 500 um einige gesicherte Monate mit Lebensminimum vor uns zu haben, & 500 für ein Tandem & Studienreisen & Zwecke.
TB 1948/49, S. 100

Der Wunsch nach einem Tandem bleibt lange unerfüllt, Klagen über das fehlende Gefährt finden sich regelmäßig in Alice Schmidts Tagebuch (»Hätten wir doch bloß ein Tandem!« heißt es etwa am 5. Juni). Im Februar 1950 ist es dann endlich soweit:

Zu einem Auto […] werden es Schmidts zeitlebens nicht bringen, aber Ende Februar 1950 können sie sich nach langem Sparen ein Tandem kaufen, mit dem sie mehrfach nach Hamburg fahren, um den Rowohlt Verlag zu besuchen sowie Nachfahren des Dichters Friedrich de la Motte Fouqué, an dessen Biographie Arno Schmidt unter Mithilfe seiner Frau arbeitet.
Bildbiographie, S. 132 f.

Wie von Alice Schmidt in ihrem Tagebuch imaginiert, unternehmen Schmidts in der Folge mit ihrem Tandem zahlreiche »Studienfahrten«. Als Helmut Heißenbüttel Schmidts Funkdialog zu Samuel Christian Pape akzeptiert, schreibt ihm Schmidt am 30. Dezember 1957:

Das freut mich, daß Sie den Pape nun doch endgültig akzeptiert haben! […] Wieviele ›Tandemstunden‹ über leere Heidewege hängen nicht daran; wieviel Pfarrer habe ich nicht, hopheißa bei Regen & Wind, derb damit ennuyiert […]

Die gemeinsamen Fahrten haben auch ihren Niederschlag im Werk gefunden. So malt sich etwa Frieda Thumann in ›Das steinerne Herz‹ die gemeinsame Zukunft mit dem Ich-Erzähler Walter Eggers aus: »Und wir kaufen uns n Tandem, Du; das iss gesund: und fahren zu all den Pfarrämtern!« (BA I, 2, S. 152). Geplant war auch ein »Fotoalbum« mit dem Titel ›Tandemfahrten‹, das allerdings nicht realisiert wurde und in ›Die Gelehrtenrepublik‹ als Werk des Schriftstellers Bob Singleton ausgegeben wird (BA I, 2, S. 316).

Zuletzt geändert: 29.3.2021
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