Buch des Monats

Seit Oktober 1952 vergibt eine Darmstädter Jury aus Schriftstellern, Journalisten und Literaturkritikern die monatliche Auszeichnung »Buch des Monats«. Zur Gründungsjury zählten unter anderem Kasimir Edschmid, Georg Hensel und Karl Krolow, die erste Auszeichnung ging an Werner Bergengruens ›Der Großtyrann und das Gericht‹.

Fünf Bücher Schmidts – drei eigene und zwei Übersetzungen – wurden zum »Buch des Monats« gewählt:

Über die Auszeichnung der ›Gelehrtenrepublik‹ wurde Schmidt wohl von seinem Verleger Ernst Krawehl informiert. So notiert Schmidt am 18. Januar 1958 in seinem Tagebuch:

Brief Krawehl: will mir ›Nordlicht‹ schenken; ›Gel.‹ Buch d. Monats (?); Gute Besprechung auch

Am 6. Februar heißt es:

Spaziergang: [Herta] Bläschke anrufen (die gratuliert zu ›Buch des Monats‹ – am 4. hat’s in den Zeitungen gestanden, auch im Börsenblatt mit Bild)

Am 31. Dezember 1960 schickt Schmidt ein Exemplar von ›Kaff‹ an den von ihm verehrten Kasimir Edschmidt und schrieb dazu:

Sehen Sie die Zusendung, bitte, lediglich als kleine Huldigung eines Mannes an, der 2 Mal in seinem Leben etwas von sich gehalten hat: das 1. Mal, als Alfred DÖBLIN ihm, zusammen mit dem Literaturpreis der Mainzer Akademie, 2000 Mark in die Hand drückte, (was mir, damals, buchstäblich, das ›Weiterschreiben‹ ermöglicht hat); das 2. Mal, als Kasimir EDSCHMID damit einverstanden gewesen sein muß, daß man meine ›Gelehrtenrepublik‹ zum ›Buch des Monats‹ erklärte.

Edschmidt antwortet am 13. März 1961:

Übrigens, ich würde Ihr Buch, wenn wir nicht schon eines prämiert hätten, als »Buch des Monats« vorschlagen. Für das damalige lag es so, daß ich nicht, wie Sie meinen, nicht widersprochen hätte, sondern ich habe es persönlich vorgeschlagen.

Vermutlich meint Edschmid hier das Buch des Monats April (Marc Chagall, ›Mein Leben‹). Er scheint sich allerdings weiter für ›Kaff‹ eingesetzt zu haben, wurde der Roman doch im Mai schließlich ausgezeichnet. Schmidt benutzte dies sogleich gegen Wilhelm Michels (dem ›Kaff‹ wenig zusagte) und schrieb ihm am 25. April 1961:

Viertens: um Dich völlig mundtot zu machen, will ich Dich nur auf das ›Buch des Monats‹ für Mai 61 verweisen – nichts sag’ ich weiter! –

Die Auszeichnung für ›Die Frau in Weiß‹ nutzte Schmidt zu Werbezwecken in seinem Radio-Essay zum Roman. In ›Der Titel aller Titel!‹ (geschrieben im März 1966, gesendet am 18. April) lässt er Sprecher B sagen:

Darf ich darauf verweisen, wie ich ein Prinzip daraus mache, die ‹Bücher des Monats› grundsätzlich zu lesen

Etwas später verweist Sprecher B noch einmal auf die Auszeichnung:

es war ein weiter Weg, von der, in ältlichen Conversations=Lexica eingesargten Schönen, der ‹Femme en blanc› von 1859 –: bis zum ‹Buch des Monats für Februar 1966›! ...
Zuletzt geändert: 20.10.2020
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