Wie Arno Schmidt beinahe ›Lord of the Rings‹ übersetzt hätte
Freitag, 6. März 2015
Am 22. August 1966 erhielt Arno Schmidt eine Anfrage des Ernst Klett Verlages, ob er nicht ein Werk übersetzen wolle,
das in Deutschland zu veröffentlichen fast unmöglich ist … und doch sind wir zu dem fast Unmöglichen fast bereit. Das Werk ist eine gigantische Märcheninsel, die zu der Welt der Faerie Queene (und vielleicht auch zu Angria und Gondal) eine unterirdische Verbindung hat; es nennt sich THE LORD OF THE RINGS und hat einen Professor namens J.R.R. Tolkien zum Verfasser. Ob man diesen ernsthaften Schnickschnack eindeutschen kann, das hängt zunächst einmal davon ab, ob man einen Übersetzer findet, der sich die gewaltige Arbeit zutrauen kann; in Deutschland gibt es nur einen, der es könnte, und das sind Sie.
Schmidts Antwort vom 26. September ist nur als Entwurf im Bargfelder Archiv erhalten und wurde von Alice Schmidt geschrieben:
SgH Dr Arbogast,
Dank für Ihren Brief vom 22.8. – Ich weiß wohl von der Existenz des J.R.R. Tolkien’schen Riesenwerkes ›The Lord of the Rings‹ habe aber leider noch nie Gelegenheit gehabt, es zu lesen. – Nun ist es aber so, daß ich selbst ein umfangreiches großes Buch schreibe, und vermutlich noch das ganze nächste Jahr ganz ausschließlich daran arbeiten werde – so daß ich für absehbare Zeit an eine so große Übersetzungsarbeit nicht denken kann.
Vielleicht ergibt sich späterhin einmal eine Zusammenarbeit.
Mit vorzügl. Hochachtung
iA
Mir war das völlig neu; allerdings wies Friedhelm Rathjen in der ASml auf sein Buch ›Der Bücherfresser – Arno Schmidt als Wiederverwerter‹ aus dem Jahr 2009 hin. Dort findet sich das Kapitel »Zu lieb, als daß ich mich da plagen möchte – Fünfzig Bücher, die Arno Schmidt nicht übersetzte«, in dem natürlich auch ›Lord of the Rings‹ auftaucht.