›Zettel’s Traum. Ein Lesebuch‹

Dienstag, 24. November 2020

Schon seit rund vier Wochen ist ›Zettel’s Traum. Ein Lesebuch‹ auf dem Markt. Da wird es aber hohe Zeit, der Chronistenpflicht zu gehorchen und, wenn ich schon derzeit nicht dazu komme, das Buch ausführlicher vorzustellen, zumindest sein Erscheinen zu vermelden und auf die ersten Reaktionen zu verweisen.

Bereits am 6. November meldete sich Marius Fränzel in seinem Blog zu Wort und resümmierte:

[Das Lesebuch] liefert einen lesbaren, witzigen und durchaus gelungenen späten Roman Arno Schmidts. Aber es ist zugleich auch ein großer Schritt hin zu dem Eingeständnis, dass ›Zettel’s Traum‹ ein missglücktes Buch ist, eines, in dem der nun gehobene Roman untergegangen ist, der nur unter Opferung alles übrigen gerettet werden kann.

Am 20. November lobte Tilman Spreckelsen in der FAZ (›Das klirrende Gelächter der vierten Instanz‹) die »souveräne Auswahl des Herausgebers Bernd Rauschenbach«:

Am Ende seufzt Wilma: »der ganze Tag kommt Ma vor, wie’n wüster Alp –: Ch hab zu=viel gelebt heute.« Dass man das als Leser ganz anders sieht, dass man ein dringendes Verlangen nach einer wiederholten, ausschweifenden Lektüre von ›Zettel’s Traum‹ entwickelt, ist dieser Handreichung zu verdanken.

Die FAZ nimmt das Lesebuch auch gleich zum Anlass für eine etwas bemühte Hommage und kalauert sich durch die Titel Schmidt’scher Werke. Andere Beiträge der Literaturbeilage sind etwa mit ›Dasein mit Goldrand‹, ›Musikergespräche im Pandämonium‹, ›Mühe in Halbtrauer‹ und so weiter überschrieben – you get the idea …

Auch ›Lesart‹, das »unabhängige Journal für Literatur«, bespricht in der aktuellen Ausgabe 4/2020 auf S. 63 das Lesebuch positiv (›Schmidt lesen? Auf jeden Fall!‹). Hier zieht Matthias Schümann das Fazit:

Hat man sich erst mal »eingefuchst« mit dem orthografischen Sonderweg Schmidts, dann geht die Lektüre zusehends flotter vonstatten. Und macht Lust auf das komplette Werk.

›Lesart‹ nutzt ebenfalls die Gelegenheit zu einem kleinen Arno-Schmidt-Schwerpunkt. Auf S. 64 f. stellt Susanne Fischer ›Zettel’s Traum‹ vor (›Ein Monument für Poe und Pagenstecher. Was für ein Buch: 50 Jahre Arno Schmidts Typoskript-Roman ›Zettel’s Traum‹‹), im Anschluss folgt auf S. 66 f. eine Rezension zum neu aufgelegten Band IV von Theweleits Pocahontas-Studie (Stephan Lesker, ›‹Arno Schmidt und die Häuptlingstochter‹).

Und ich selbst? Nun, vielleich werde ich da mal ausführlicher und grundsätzlicher. Bis dahin mag es genügen, dass ich derzeit mit großem Vergnügen im Lesebuch lese und doch ein ums andere Mal laut auflachen muss. Je länger meiner Lektüre zurücklag, desto stärker und störender scheint meine Erinnerung daran unter den schieren Massen des Etymgerölls begraben worden zu sein – bis ich anscheinend völlig vergessen hatte, was für ein komischer, trauriger, herzbeengender, großer Roman ›Zettel’s Traum‹ ist. Oder vielleicht genauer: Hätte sein können.

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